ich baue mir ein Expeditionsmobil

für große und noch größere Reisen über Land

Man wird nicht jünger. Die Reisen mit dem Motorrad machen Spass, aber werden gefühlt auch anstrengender. Gut, (m)eine richtig grosse Reise mit dem Motorrad liegt mittlerweile fast zehn Jahre zurück, aber wenn man sieht, mit welchem Komfort man mit etwas mehr als zwei Rädern unterwegs ist, und diesen gesundheitlich auch brauchen könnte, ja, dann kommen Gedanken die letztendlich so eine Entscheidung nach sich ziehen.

Interessanterweise kamen mir dann Gedanken an meine erste Freundin, die ich hatte als ich 17 war und, wie soll es anders sein, auf einer Reise kennen gelernt habe - dürfte Rumänien gewesen sein, damals mit Passkontrollen alle paar Kilometer an den verschiedenen Grenzen. Ihr Vater hatte ein Bildband mit diversen Ami-Trucks, den wir fast jedes Mal wenn ich bei ihr war durch geblättert haben, und dabei philosophiert haben, wie es wohl wäre, mit einem solchen Truck, ausgebaut zur 3-Zimmer-Wohnung durch die Welt zu fahren.

20 Jahre später, während meiner Weltreise und dem ein oder anderen Kontakt mit anderen Reisenden, die eine solche 3-Zimmer-Wohnung auf 12qm besitzen, keimte auch bei mir der Gedanke wieder. Diverse Recherchen, Messebesuche und Gespräche weiter habe ich mir im Frühjahr 2022 ein neues Motorrad gekauft.

Jetzt könnte die Geschichte mit dem Expeditionsmobil ja zu Ende sein, weil das Geld weg ist, aber nein, weit gefehlt. Die Recherchen gingen auch in diese Richtung weiter. Nur war, aufgrund einiger politischer Entscheidungen in den letzten Jahren zwischen Anfang 2020 und Ende 2021 der Markt für ein passendes Fahrzeug quasi leer gefegt. Alle Welt will campen gehen, Reisen nennen wir das mal nicht, denn die wenigsten Leute wissen vermutlich was Reisen ist, das sind nicht nur zwei Wochen Jahresurlaub, Reisen ist mehr. Trotzdem, ein passendes Fahrzeug zu finden war nicht einfach. Aber Ende des Jahres 2022 bin ich doch tatsächlich noch über einen alten Mercedes-Benz gestolpert. Ein alter Feuerwehr-Rüstwagen, Baujahr 1989, kaum gefahren, 204PS - mehr als ausreichend, und auch zu einem akzeptablen Preis, vielleicht kann man ja noch dreifünfzig raus handeln. Ein paar Telefonate später dann die Probefahrt, bei welcher zwar nicht alles rund lief, aber kein Fehler des Fahrzeugs war, sondern ein klassischer Bedienerfehler. Das sieht gut aus, nochmal drüber schlafen, oder zwei oder fünfmal und dann habe ich zugesagt. Noch vor Neujahr habe ich die Anzahlung geleistet und dann erstmal Urlaub geplant. Nein, nicht mit dem neuen Auto, sondern mit dem neuen Motorrad - ab nach Norwegen; Savalenrally die Zweite.

auf dem Hof des Fahrzeugbauers, die Farbe passt ja schonmal
auf dem Hof des Fahrzeugbauers, die Farbe passt ja schonmal

Im neuen Jahr dann den Rest vom Fahrzeug bezahlt und vereinbart, dass ich die Feuerwehr abhole, sobald das Salz von den Strassen gewaschen ist, man muss das Fahrzeug nicht gleich unnötigen Strapazen aussetzen, und Streusalz gehört da nunmal dazu. Mit einem Fahrzeugbauer vereinbart, dass ich das Fahrzeug zu ihm auf den Hof stellen darf zum Schrauben und er hilft mir dabei den Feuerwehraufbau runter zu nehmen und den Zwischenrahmen für die neue Wohnkabine zu fertigen. So haben alle was davon, ich einen Stellplatz und der Fahrzeugbauer was verdient.

Und schon wieder kam alles anders wie geplant. Ein kleines Missgeschickt beim Motorradfahren nach der Arbeit hat mir das Kniegelenk zertrümmert. Die nächsten Monate werde ich nicht schrauben können, das ist äusserst ungünstig, denn mittlerweile habe ich auch schon die Kabine bestellt. Geplanter Abholtermin wäre Ende Juli Anfang August. Das kann ich vergessen. Also Auftrag an den Fahrzeugbauer den Feuerwehraufbau runter zu nehmen, dass zumindest das erledigt ist und Kontakt mit dem Kabinenbauer aufnehmen, um den Abholtermin wenn möglich zu verschieben.

leider das einzige Foto von der Demontage, da ich zu der Zeit im Krankenhaus lag
leider das einzige Foto von der Demontage, da ich zu der Zeit im Krankenhaus lag

Die Demontage des Feuerwehraufbaus war dann tatsächlich der grössere Akt, als den Abholtermin für die Wohnkabine zu verschieben. Nach einer ersten groben Einschätzung war geplant, dass ich die Kabine Ende September oder Anfang Oktober abholen würde. Es wurde jedoch relativ schnell klar, dass das nichts wird. Obwohl ich langsam wieder mobil wurde, konnte ich nicht so wie ich wollte. Zu allem Überfluss hat das Blech, welches mir nach dem Unfall eingebaut wurde, massiv gestört und weitere Schmerzen verursacht.

Ich kann so nicht arbeiten!

Und den Spruch nehmen wir mal im doppelten Sinn. Auf Arbeit lief es alles andere als rund, weswegen ich mich nach was neuem umgeschaut habe. Tatsächlich habe ich das auch gefunden, und hätte am liebsten schon im Oktober anfangen sollen. Das geht nicht. Die Schmerzen im Knie waren unerträglich, ich muss erst noch einmal unter's Messer. Auch hat sich herausgestellt, dass ich ein Händchen für Sukkuben habe, die mich so massiv ändern wollen, dass es nicht akzeptabel ist. Ein bisschen gegenseitige Anpassung, okay, aber das, nö, so nicht. Nun musste ich quasi erstmal eine Beziehung beenden, Job kündigen, unter's Messer liegen zur erneuten OP am Knie, Wohnung suchen, Umzug organisieren und mich dann in einem neuen Job und auch in einem neuen Land zurecht finden. Spannender Jahresabschluss 2023 quasi.

die Winde im Heck will ich noch raus machen, dann kann ich anfangen neu aufzubauen
die Winde im Heck will ich noch raus machen, dann kann ich anfangen neu aufzubauen
lass uns den Schlagschrauber schwingen und Räder wechseln
lass uns den Schlagschrauber schwingen und Räder wechseln

Verschränkungstest nach Montage der Räder
Verschränkungstest nach Montage der Räder

Immerhin konnte ich im Sommer doch noch das ein oder andere machen. So habe ich die Räder getauscht, den Nebenabtrieb mit Hydraulikaggregat und Hydraulikwinde demontiert und mal kurz in die Elektrik geschaut, um die Sicherung der Sirenenanlage zu ziehen, da ist der TÜV etwas empfindlich. Blöd nur, dass danach auch die Hupe nicht mehr ging, das muss ich mir aber wann anders mal genauer anschauen, sollte eigentlich nicht zusammen hängen.

Nun, mittlerweile habe ich die Beziehung beendet und bin aus der Wohnung geflogen. Warum ich mir das gefallen hab lassen, weiss ich nicht mehr, schliesslich war ich derjenige der den Mietvertrag hatte und Miete bezahlt hat, aber egal. Immerhin konnte ich kurzfristig bei einem Bekannten unterkommen und aufgrund von Regen die Reste des LKW unter Dach parken. Das war auch nötig, da jetzt das Führerhaus aufgeschnitten werden musste, für den späteren Durchstieg in die Wohnkabine.

Umzug unter Dach
Umzug unter Dach
entfernen der Innenverkleidung bevor die Fenster heraus und die Öffnung für den Durchstieg gesägt werden
entfernen der Innenverkleidung bevor die Fenster heraus und die Öffnung für den Durchstieg gesägt werden

voila, neue Rückwand mit Öffnung für den Durchstieg
voila, neue Rückwand mit Öffnung für den Durchstieg
die neuen Dieseltanks werden montiert während ich wieder im Krankenhaus rumgammel, insgesamt 715 Liter Kapazität sind es nun
die neuen Dieseltanks werden montiert während ich wieder im Krankenhaus rumgammel, insgesamt 715 Liter Kapazität sind es nun

bald geht es weiter