Juli 2014 - Stella Alpina
Stella Alpina - für Motorradfahrer ein Begriff. Ein Treffen für jedermann, und wie es auf Wikipedia steht, war tatsächlich von der
leichten Geländemaschine bis zur Harley Davidson alles anzutreffen. Kreuz und quer durch die Marken und meine 20-jährige BMW war bei weitem nicht das älteste Motorrad.
Aber lasst mich auch hier nochmal kurz zum Anfang zurück:
In einem einschlägig bekannten Motorradforum kam Anfang des Jahres ein Aufruf wer denn mitfahren möchte. Da ich zu diesem
Zeitpunkt noch gar nichts geplant hatte, kam von meiner Seite sofort die Zusage. Uch hier war es wie bei so vielen Urlauben vorher. Die Zeit verging wie im Fluge und die Vorbereitungen sind total
in Vergessenheit geraten. So kam es dass ich erst zwei Tage vor Abfahrt die neuen Reifen drauf gemacht und ein Tag vorher abends um zehn noch den Ölwechsel gemacht habe.
Dann ging es bei Kilometerstand 155.600 km endlich los. Morgens um kurz vor sechs habe ich aufgesattelt, und fünf Kilometer später war ich am Ziel - im Büro. Da es Dienstag war, hatte ich noch einen kompletten Arbeitstag vor mir. Also ich hatte schon vor früher Feierabend zu machen, aber das war wohl nichts und ich bin dann tatsächlich erst um 16 Uhr gestartet. Das Wetter war nur mäßig und ich habe mich gleich in die Gummitülle gezwängt. Wie immer kam Autobahn nicht in Betracht und so bin ich über mal mehr mal weniger gut ausgebaute Straßen. Erstes Etappenziel Schauinsland.
Am Abend war dann noch das Halbfinale angesagt, aber nach dem 5:0 haben wir beschlossen den nächsten Morgen nicht zu
verschlafen und sind ins Bett. Die zwei verpassten Tore haben wir dann am nächsten Tag im Radio gehört.
Ziemlich genau um 09oo Uhr ging es dann am nächsten Morgen bei Regen los. Und haben nach nem knappen Kilometer wieder umgedreht.
Aber nicht der Regen war Schuld, sondern das vergessene Nummernschild. Und fünf Minuten später ging es dann wirklich los.
Das Wetter war wirklich mies, trotzdem haben wir uns im ersten Moment nicht davon abhalten lassen nur kleine Straßen zu fahren.
Der erste große "Buckel" war der große St. Bernart. Nebel und Schneefall haben uns oben erwartet, und so ging es auch weiter bis unten, weswegen wir oben besprochen hatten dass wenn es sich nicht
ändert wir doch noch auf schnellstem Wege nach Bardonecchia fahren. Dieser Weg wurde dann auch eingeschlagen, aber wildes hupen meinerseits hat den Stopp gebracht den wir gebraucht haben um zu
beschließen die fünf Quadratmeter blauen Himmel als Anlass zu nehmen doch über den kleinen St. Bernart, den Col de l'Iseran und den Mont Cenis zu fahren.
Um 19:30 Uhr waren wir dann in Bardonecchia. Erstmal eine Pizza und dann weiter, hoch zum Refugio Scarfiotti wo wir unser Zelt
aufschlagen wollten für die nächsten Tage. Mit dem letzten Licht haben wir uns ein schönes Plätzchen gesucht und um 21:30 Uhr mit beginnendem Schneefall sind unsere Zelte gestanden und wir haben
uns endlich unser Feierabendbier aufmachen können.
Kühl war es am nächsten Morgen, und der Schnee lag bis fast zu der Ebene wo wir gezeltet haben. Nach einem schnellen Kaffee und
einer kurzen Lagebesprechung wohin wir heute fahren wollten ging es dann um halb zehn los. Das Wetter war vielversprechend und als wir wieder unten in Bardonecchia waren um vollzutanken, war die
Sonne endgütlig nicht mehr zu verdrängen.
Vorbei am Forte di Exilles, oberhalb von Susa, ging es in Richtung der ersten Schotterkilometer. Aber erst noch kurz am Supermarkt
gehalten um ein bisschen Verpflegung zu besorgen.
Und dann ging es auch direkt steil nach oben. Der Colle delle Finestre glänzt an der Nordauffahrt mit engen Straßen und noch
engeren Kehren. Zumindest der untere Teil, dann geht es einmal 500 m geradeaus und das war es dann mit asphaltierten Straßen bis oben.
Wenn man dann die gut geteerte Straße der Südrampe wieder nach unten fährt, kommt man an eine Abzweigung mit vielen
Verbotsschildern.
Nachdem wir uns dann durch den Kalender gezählt hatten, konnten wir immerhin lesen, dass am heutigen Tage für Motorräder freie
Durchfahrt ist. Ansonsten bleibt die Assietta Fahrradfahrer und Wanderer vorbehalten.
Da könnte man fast Mitleid bekommen mit den Besuchern der Stelle die sich das am Samstag antun wollten, wo aber gesperrt
war.
Nach dem wir uns dann mittags um kurz vor drei, also mitten in der Siesta, noch kurz zum Mittagessen in Cesana niedergelassen
haben, haben wir überlegt was wir noch so tun könnten den ganzen Tag. Erstmal zurück zum Refugio und schauen wie spät es dann ist. Naja, wir waren so schnell zurück dass wir, kaum dass wir uns
ausgezogen hatten, uns gleich wieder angezogen haben und den Sommelier in Angriff genommen haben. Die nächsten Tage sollte es dort ziemlich voll werden so die Befürchtung. Bis zum Fahnenhügel
sind wir allerdings nicht gekommen, auch wenn es einige mit deutlich leichteren Mobbeds versucht haben. Die schwarzen Punkte in der Bildmitte, kurz vor der unteren Kehre, die haben es versucht
und zerren in dem Moment grad das abgestürzte Motorrad den Hang hoch.
Auch der nächste Tag wartete mit bestem Wetter auf uns. Der erste Versuch den Mt. Jafferau zu erklimmen scheiterte weniger an dem
ignorierten Durchfahrtsverbot für Motorräder als vielmehr an der Strecke welche uns dann irgendwann zu steil wurde und wir unsere Material als nicht geeignet eingestuft haben.
Stattdessen haben wir uns auf die Suche nach dem Lago Nero gemacht. Mein Kumpel meinte diesen noch nie gefunden zu haben obwohl er
schon öfter in der Ecke unterwegs war. Also los ging es, die ersten Wegweiser waren vielversprechend, aber irgendwann waren wir oben auf dem Berg und weit und breit kein Lago Nero zu
sehen.
Wie tags zuvor haben wir uns wieder kurz vor Siesta in Cesana zum Mittagessen niedergelassen. Ein intensives Studium der Karten hat gezeigt dass es da noch ein paar interessante Strecken geben könnte welche wir gerne befahren wollten.
Aber bevor es weiter ging sind wir in Cesana erst noch ein wenig durch die Vorbereitungen zum Autorennen spaziert und haben die
Seifenkisten bestaunt, und der Golf war nun wirklich nichts besonderes.
Das Wetter am nächsten Tag, es war Samstag, Haupttag der Stella Alpina, war nix. Es war Regen angekündigt, und auch wenn es
anfangs noch nicht geregnet hat, so hat es während des Kaffee trinkens doch angefangen. Lange haben wir überlegt ob wir fahren sollen oder doch gleich ein Bier bestellen. Aber als der dritte
Kaffee dann leer war, hat es wieder aufgeklart und wir sind um kurz vor zwölf gestartet. Die Idee dass das Wetter in Frankreich besser sein könnte, haben aber dann schnell feststellen müssen dass
dem nicht so ist. Also haben wir überlegt eine andere Route auf den Mt. Jafferau zu versuchen. Mittlerweile hat es wieder angefangen zu regnen, trotzdem haben wir uns weiter gekämpft, was für
meinen Geschmack auf dem nassen Geröll und Sand nicht unbedingt optimal war. Naja, ein Steinschlag verhinderte die weitere Auffahrt und so haben wir uns auf den Rückweg zum Refugio gemacht wo wir
unser redlich verdientes Bier dann gegen halb fünf aufgemacht haben und die Gemeinschaft anderer Motorradfahrer genossen haben.
Sonntag, kurz vor dem endgültigen Zusammenpacken noch einmal die obligatorische Auffahrt zum Sommellier um sich sein T-Shirt zu
sichern. Um 11oo Uhr waren wir dann aber abfahrbereit und los ging es in Richtung Westen. Über den Mont Cenis, Col du Télégraph, den Galibier, Briancon und den Col d'Izzoard sind wir letztlich in
Embrun auf einem 4-Sterne-Zeltplatz gelandet.
Nachdem die Zelte gestanden sind, sind wir noch schnell zum einkaufen gefahren und haben uns dann lecker Würstchen gegrillt bevor
wir uns später in die Kneipe am See begeben haben wo es zu Eis und Bier das Endspiel der Weltmeisterschaft gab. Naja, da wir zu weit auf der Terrasse gesessen haben, haben wir davon nicht
allzuviel mitbekommen, aber man konnte sich anhand der Reaktionen unserer französischen Nachbarn vorstellen was da gerade passiert ist.
Der nächste Tag stand dann wieder ganz im Zeichen von Motorrad fahren. Den langsamen Schotteretappen sollte etwas mehr Tempo
folgen. Aber irgendwie schien uns das doch etwas fad und wir haben nach kleinen Nebenstrecken Ausschau gehalten. Mit dem Col Sampeyre haben wir hier eine hervorragende Alternative mit wenig
Verkehr entdeckt.
Als dann kurz vor Demonte dicke schwarze Regenwolken auf uns zukamen wollten wir schon wieder den Rückweg einschlagen. Nachdem
aber fünf Minuten später alles vorbei war, war klar dass die Runde uns über den Lombard führen wird. Dort habe ich es dann zum ersten Mal geschafft zum Santuario di Sant'Anna di Vinadio hoch zu
fahren.
Die Aussicht von dort hat natürlich auch dazu beigetragen nicht die "Autobahn" nach oben zu nehmen, sondern das was von der alten
Militärstraße übrig geblieben ist. In eine Sackgasse sind wir bei dieser Aktion trotz allem geraten, und auch hier hat sich mal wieder gezeigt dass die BMW zwar ein geiles Motorrad ist, aber für
manche Aktionen dann doch zu schwer. Also kurz gewendet, die paar Kilometer zurück geschottert und die richtige Auffahrt genommen.
Über Isola ging es dann weiter in Richtung Col de la Bonette, aber auch hier haben wir nicht die allgemein übliche Auffahrt genommen und waren nach wenigen Kilometer wieder auf Schotter unterwegs. Kurz vor der Passhöhe sind wir wieder auf die reguläre Strecke eingefädelt und sind noch bis oben gefahren. Aber das war sowas von überflüssig, denn auf 3.000 m hängen dann doch manchmal die Wolken so tief dass man nichts sieht.
Wir hatten schon angst dass wir nichts mehr zum futtern finden, denn es war ja Nationalfeiertag in Frankreich. Diese Befürchtung
hat sich aber schnell zerschlagen und wir haben noch einmal ordentlich eingekauft um uns zwischen den Motorrädern auf dem Campingplatz was feines auf den Grill zu hauen.
Am nächsten Morgen hieß es dann mal wieder zusammen packen. Wir wollten uns langsam auf den Weg nach Norden machen, um am Ende der
Woche nicht mehr ganz so viel fahren zu müssen.
Nicht immer ging es weiter, wie man auf dem Bild links sieht. Aber am Ende des Tages haben wir, nachdem wir diverse Pässe
überquert und die eine Q mit neuen Reifen versorgt haben, unsere Zelte auf einem schönen Campingplatz in der Nähe von Beaufort aufgeschlagen.
Aus unerfindlichen Gründen waren wir am nächsten Morgen extrem früh wach. Frisches Gebäck wurde direkt auf den Campingplatz
geliefert und um neun war dieses verspeist, der Kaffee getrunken und los ging es. Auf der Landkarte waren ein paar nette Sträßchen eingezeichnet, da wollten wir doch mal schauen wie es sich
fahren lässt. Gelegentlich haben uns "Verkehrsstörungen" zu kurzen Pausen gezwungen, falsch abgebogen sind wir auch mal wieder, aber die Belohnung war ein Kaffee und beste Aussicht auf den Mont
Blanc.
Aber die geplante und durchgeführte Runde war schneller fertig als gedacht. So kam es dass wir kurz nach Mittag bereits wieder in
Beaufort waren und überlegt haben wo wir als nächstes hin fahren. Es ging dann in die entgegengesetzte Richtung wie vormittags. Und wir waren flott unterwegs als wir jäh von zwei Chopperfahrer
ausgebremst wurden, die die ganze Straße gebraucht haben um die Kurven zu fahren. Letzendlich wurde uns das ganze etwas zu blöde und bei einigermaßen freier Sicht haben wir angesetzt zum
überholen. Da ich wohl etwas früher am Gas war als mein Kumpel hat es darin geendet dass er sein Motorrad umgelegt hat und in die Innenkurve ist, während ich mit "minimalem"
Geschwindigkeitsüberschuss den Chopperfahrer außen herum überholt habe - palüm palüm.
Auch am nächsten Tag wurde frisches Gebäck auf den Campingplatz geliefert und führte dazu dass wir um neun auf unseren Maschinen
saßen und waren bereit für neue Schandtaten. Auf den Landkarten als schwarze Verbindungswege markierte waren das Ziel, es sollte ja ein bisschen Herausforderung dabei sein. So kam es dass wir
wenig später mitten in Samoens im Skigebiet gelandet sind. Die Auffahrt war gar nicht so übel, vor der Abfahrt hat mir dann aber doch etwas gegraut. Geschätzte 40-45% Gefälle und ausgewaschene
Fahrspuren mit teilweise grobem Geröll sind doch eine Herausforderung. Aber wir sind unten angekommen ohne die Kiste wegzuschmeißen. Das hab ich nur einmal ein paar Tage vorher auf der Assietta
geschafft, naja, lenken und bremsen im Schlammloch ist halt keine gute Idee. Unten gab es dann erstmal Kaffee, auch wichtig und wir haben überlegt wie wir denn nun weiter fahren. Also haben wir
kurzerhand den Kioskbetreiber gefragt ob es so oder besser so rum zu fahren geht.
Von der einen Strecke in die Schweiz, quer durch den Wald hat er komplett abgeraten, das geht nur mit leichten Enduros, so seine
Aussage. Die andere Route wo wir uns ausgesucht hatte, davon hat er noch nie was gehört.
Naja, wir haben das nicht so für voll genommen und sind dann mal los gefahren. Komischerweise sind wir wie auf der Karte
ausgegcukt tatsächlich auf dem Col de Joux Plane gelandet, von wegen "die Straße gibt es nicht".
Abends haben wir dann natürlich nochmal den Grill angeworfen. Cooles Teil war das, hat ne ganze Weile gedauert bis endlich mal
Hitze da war, aber dann ging es ruckzuck bis die Würstchen durch waren.
Die restlichen Biere mussten dann natürlich auch noch getrunken werden, nicht dass man die wieder mit nach Hause tragen muss, das
wäre ja nochmal schöner. Wir haben dann auf dem Campingplatz noch zwei andere Motorradfahrer aus Deutschland getroffen.
War also noch ein feiner Ausklang bevor wir am nächsten Tag zum letzten Mal die Zelte zusammen gerollt und auf den Motorrädern
verzurrt haben.
Der nächste Morgen war noch recht angenehm, je weiter wir allerdings in Richtung Heimat kamen desto heißer und unerträglicher
wurde es.
Auch der kurze Ausflug zur größten Gewichtsstaumauer brachte nur mäßige Abkühlung und die 40km quer durchs Wallis waren eine
regelrechte Qual bevor es dann endlich den Grimselpass nach oben ging.
Diverse Umwege über kleinste Sträßchen haben die Rückkehr ins Emmental bis in die frühen Abendstunden
hinausgezögert.
Nach einer weiteren Grillrunde und dem ein oder anderen Bierchen war es dann auch an der Zeit ins Bett zu
gehen.
Am nächsten Morgen habe ich mich recht zeitig auf den Weg gemacht für die letzten paar Kilometer bis zu mir nach Hause. Angesichts der angekündigten Hitze war das keine ganz schlechte Idee.
Ich bin fast den gleichen Weg zurück gefahren wie ich zehn Tage vorher gefahren bin, lediglich um die Schauinsland-Strecke musste ich einen kleinen Bogen fahren da hier ein Fahrverbot für Motorräder am Wochenende besteht.
So bin ich vier Stunden später, nach knapp 3.800 km (davon ca. 500 km auf unbefestigten Straßen) und 12 Tagen wieder zuhause angekommen.
Viele Grüße Euer Ecki