Wohnmobiltour durch Teile der USA

"Es ist neuzehnsechsundneunzig, meine Freundin ist weg und bräunt sich....." - Das waren noch Zeiten, als deutscher HipHop noch hip war; Grüsse an FETTES BROT.

Eigentlich ist es September 2024, ich bin Single, was nicht schlimm ist, da die letzten Beiden ein Griff ins - naja, lassen wir das lieber, und ein Newsletter von einem Reiseveranstalter bekommt meine Aufmerksamkeit:

Wohnmobil-Überführung in Amerika, Anfang März 2025 für einen Preis ab 800,-- Geld.

Ein günstiger Flug von Deutschland in die USA kostet weniger, also grob überschlagen sind das drei Wochen Urlaub für 1.500,-- Geld. Hinzukommen natürlich Diesel, Verpflegung und diverse Freizeitaktivitäten und Eintrittsgelder für zum Beispiel Nationalparks. Das fabrikneue Wohnmobil selber kostet wie geschrieben nur ein Bruchteil der regulären Miete, da es von der Fabrik zu einem Verleiher (Ziel fast frei wählbar) überführt werden muss. Je nach Dauer der Überführungsfahrt - zwei bis vier Wochen wären möglich - sind ausreichend Freikilometer enthalten - spannend, wirklich sehr spannend.

Mehr oder weniger sofort habe ich potentielle Begleiter angeschrieben, ob sie nicht Lust haben auf den Trip. Parallel gleich meinen Chef gefragt wegen unbezahlten Ferien, da der Rest meiner Urlaubstage schon weitestgehend verplant war. Zwei Wochen später, habe ich die unbezahlte Auszeit genehmigt bekommen, eine Begleitung gefunden und die Reise zugesagt.

Lasset die Spiele, äh, die Planungen beginnen.

Wir starten rechts und fahren nach links - Reiseplanung mache ich immer noch analog
Wir starten rechts und fahren nach links - Reiseplanung mache ich immer noch analog

Die Tage vergehen und man hat sich immer mal wieder mit dem Thema Urlaub beschäftigt. Aber wie es halt so ist, ohne Druck geht nix. Klar, eine grobe Route hat man ja, da wir das Wohnmobil auch wieder abgeben müssen. Aber das war es dann auch schon. Irgendwann überlegt man natürlich auch, was man so ausser Auto fahren noch machen kann. Wandern zum Beispiel, also noch schnell ein paar Wanderschuhe gekauft, dass man die noch einlaufen kann und nicht am Ende mit dicken Blasen an den Füssen rum rennen muss. Und auch das Thema Kommunikation sollte überlegt werden. Ein Vorteil des modernen Zeitalters, man kann sich einfach eine eSIM besorgen. Also gleich mal die App runtergeladen und schauen wie das geht. Tja, es geht nicht, mein Handy ist zu alt und unterstützt diese Funktion noch nicht. Also Alternativen überlegen. Man könnte das fast nagelneue Firmenhandy mitnehmen. Gut, das machen wir. Also gleich mal probieren wie das geht, dass alle Apps von der Firma gelöscht oder deaktiviert werden können. Die Versuchswoche ist vielversprechend, das machen wir. Ja, dann kann es ja losgehen, nur noch packen. Ist ja schliesslich erst der Abend vor Abreise, Zeit ohne Ende – aaahhhh, Panik, aber wie gesagt; ohne Druck geht nix. Doch am Ende ist auch das geschafft, bin ja nicht unerfahren was das anbelangt. Nur noch die Frage: „Soll ich das Stativ mitnehmen oder nicht?“.

der Nachteil wenn man nicht jedes Jahr ein neues Handy kauft, oder sagen wir lieber, wie nachhaltig, dass man nicht jedes Jahr ein neues Handy kauft
der Nachteil wenn man nicht jedes Jahr ein neues Handy kauft, oder sagen wir lieber, wie nachhaltig, dass man nicht jedes Jahr ein neues Handy kauft
es ist vollbracht
es ist vollbracht

Ich freue mich riesig, die letzten Wochen waren auch auf Arbeit noch sehr anstrengend und ich glaub ich habe mir den Urlaub jetzt redlich verdient!

Tag 1 - von Zuhause in die USA - Chicago

Freitag der 13-te ist schon ein paar Monate her, aber es ist Freitag und es geht los. Es ist alles gepackt und ich mache mich auf den Weg zum Bahnhof. Nein, ich fahre nicht mit dem Zug über den grossen Teich, aber irgendwie muss ich ja zum Flieghafen kommen. Zwei Stunden später treffe ich mich mit Meli am Flieghafen in Zürich und wir gehen zum Check-In. Direktflug von Zürich nach Chicago, 10 Stunden 15 Minuten, so der Plan.

Der Flug selbst ist wie immer nicht so spannend, und um kurz vor 1800 Uhr Chicago-Zeit sind wir tatsächlich in den Staaten. Grenzkontrolle läuft ohne Probleme, was in diesem Fall hiess, „Willkommen zurück Herr Reiff“ und fertig. Nachdem wir uns dann mit dem Uber ins Hotel haben fahren lassen, nur noch ne Kleinigkeit essen (Bier) und ab ins Bett, ist irgendwie ja schon kurz nach 0300 Uhr Schweizer-Zeit.

Tag 2 - Chicago

2 Uhr morgens, ich muss auf’s Klo. Gut, irgendwie doch noch europäische Zeit, noch zwei Stunden geschlafen, aber dann war ich wach. Nun gut, daddeln wir ein bisschen auf dem Handy rum, aber das war dann auch schnell rum, und ich hab auf den Laptop gewechselt. Gleich mal anfangen Berichte korrigieren, schreiben und online stellen, mach ich ja jetzt auch noch gleich auf Englisch, und dann könnte ich aufstehen zum Mittagessen, also Frühstück.

ich halt
ich halt
strammer Wind an der Spitze des Navy-Pier
strammer Wind an der Spitze des Navy-Pier

Nach einem ausgiebigen Frühstück, haben wir uns eigentlich direkt auf den Weg in die Stadt gemacht. Vom Hotel aus, soll das immerhin knapp zwei Stunden dauern. Und so kam es, dass wir um kurz nach 10 Uhr am River-Walk ausgestiegen sind und entlang des noch immer leicht grünlichen Wasser, welches zum St.-Patrick-Day eingefärbt wird, entlang spaziert sind und als Amerikaneuling die ersten Wolkenkratzer bewundert haben. Vom River-Walk ging es dann weiter zum Navy-Pier. Ein strammer Wind ist uns um die Ohren geblasen, weswegen wir dann doch froh waren, uns immer wieder in der Tourimeile an den Souveniershops und ähnlichem aufzuwärmen. Eine Runde mit dem Riesenrad war dann trotz des Windes auch noch möglich und hat uns noch einmal eine andere Perspektive ermöglicht.

hier geht es rund 400 Meter abwärts, aber Überwindung hat es mich jetzt nicht gekostet auf den Glasboden zu treten
hier geht es rund 400 Meter abwärts, aber Überwindung hat es mich jetzt nicht gekostet auf den Glasboden zu treten

Ein kleines Mittagessen später ging es weiter ins Zentrum. Über den Millenium-Park und den Grant-Park sind wir auch schnell dort angekommen. Wenn der Schuh drückt ist, das blöd, also muss ein paar Neues her. Meine Schuhe waren es aber nicht. Aber wir sind doch recht schnell fündig geworden und konnten uns wieder zurück in die Parks entlang der Waterfront machen, bevor wir uns dann langsam in Richtung des Willis-Tower bewegt haben. Wir hatten den Zugang zum Skydeck bereits vor zwei Monaten gebucht, und wollten uns den Sonnenuntergang von oben anschauen. Was erstmal gut klingt, wurde dann aber schon fast zur Tortur. Trotz Buchung sind wir ewig angestanden bis wir dann tatsächlich in 400 Meter Höhe angekommen sind, und dann war die Sonne leider schon weg. Trotzdem haben wir noch ein paar schöne Fotos machen können durch den Glasboden, bevor wir uns in die nächste Schlange eingereiht haben, um den Lift nach unten zu nehmen. Nochmal kurz auf die Toilette bevor wir uns wieder in die S-Bahn gesetzt haben um zurück zum Flughafen, beziehungsweise zum Hotel zu fahren, was ja wieder knapp zwei Stunden dauern sollte. Glücklicherweise haben wir am Flughafen, direkt den Shuttle-Bus ins Hotel erwischt, so dass wir um kurz vor 22 Uhr dann noch kurz ein Abendessen zu uns genommen haben, bevor wir total erledigt im Hotel ankamen. Zähne putzen, pullern, und ab ins Bett. Na gut, geduscht haben wir auch noch.

Tag 3 - Chicago

Nachdem der gestrige Tag mit knapp 25km zu Fuss durch das Städtchen doch etwas anstrengender war, sind wir heute etwas später zum Frühstück. Trotzdem waren wir dann um halb zehn wieder unterwegs, auch wenn das geplante Programm deutlich entspannter war. Zuerst in das Naturkundemuseum, ich glaube so kann man das „Field Museum of Natural History“ nennen. Das in dem ein oder anderen Museum ein Dinosaurierskelett ausgestellt ist, ist nicht ungewöhnlich, ungewöhnlich hier ist, dass das wohl das besterhaltene und am

darf ich vorstellen - Sue, Thyrranosaurus Rex von Beruf
darf ich vorstellen - Sue, Thyrranosaurus Rex von Beruf

vollständigsten erhaltene Skelett eines Tyrannosaurus Rex war, welches man gefunden, und nach der Entdeckerin Sue Hendrickson benannt hat. Schon irgendwie beeindruckend. Nach dem Museum wollten wir uns noch die weltberühmte Pizza „Chicago Style“ antun. Lecker war sie schon, aber wenn ich das nächste Mal eine Tomatensuppe essen will, bestelle ich mir keine Pizza.

Danach ging es weiter Richtung China-Town, die zweitgrösste ihrer Art in den USA. Aber irgendwie hat mir das nur die Augen dafür geöffnet, dass ich viel zu viel Kruscht und Krempel zuhause habe, und selbst die Piraten-Gummi-Ente, welche ich mir gestern, passend zu meinem T-Shirt der Band Alestorm gekauft habe, habe ich bereut. Mittlerweile hat es angefangen zu regnen und wir haben uns wieder auf den Rückweg ins Hotel gemacht. Noch eine Kleinigkeit einkaufen, dass wir morgen etwas zu essen haben, wenn wir unser Wohnmobil übernehmen können und los fahren, und dann etwas früher ins Bett als die letzten beiden Tage.

Tomatensuppe auf Teig, oder eben "Pizza Chicago-Style"
Tomatensuppe auf Teig, oder eben "Pizza Chicago-Style"
Blick auf die Skyline vom Field Museum
Blick auf die Skyline vom Field Museum

Tag 4 - Chicago zur Wohnmobilübernahme und Start der Tour - goin` out west (157 mls – 252 km)

Erstmal gemütlich frühstücken. Das Transfertaxi kommt erst um 10 Uhr, bis dahin sollten wir gewappnet sein. Nun ja, das war die Idee, als wir die Reise gebucht hatten. Aus organisatorischen Gründen kam das Transfertaxi jedoch nicht um 10 Uhr, sondern schon um 5:45 Uhr. Kein Frühstück und nicht genug Schlaf, aber egal, wir können den Camper dafür früher als geplant abholen, und wir können früher

da steht es unser Heim für die nächsten Tage
da steht es unser Heim für die nächsten Tage

losfahren, auch nicht schlecht. Tatsächlich sassen wir um 5:45 Uhr im Shuttle-Bus nach Elkhart, Hauptstadt der Wohnmobil- und Wohnwagenbauer. So weit das Auge reicht, standen in jedem Hof Fahrzeuge zur Abholung oder Bearbeitung. Wir haben unser Fahrzeug bei Road-Bear gebucht, und dort ging es hin. Entsprechend des Buchungseingangs, wurden die Fahrzeuge herausgegeben, aber „Oh nein, was ist das denn? Wir bekommen das kleinste Fahrzeug, dass sie im Angebot haben“. Aber natürlich nicht schlimm, ist auch noch 7 Meter lang, und hat eine Ausfahralkoven. Und so kam es, dass wir bereits um 10 Uhr bei ganz leichtem Schneefall in unserem Nigel nagelneuen Ford F150 sitzen und starten können.

Erstmal zu Walmart, ein bisschen was einkaufen, und dann auch gleich frühstücken. Währenddessen den Tagesplan gemacht. Irgendwie nach Süden, dass wir keinesfalls in den Stadtradius von Chicago gelangen, das muss zum Start mit einem neuen und ungewohnten

eingezogen und Chaos verbreitet, wie es sich gehört
eingezogen und Chaos verbreitet, wie es sich gehört

Fahrzeug nicht sein. Also haben wir uns nach Südwesten orientiert. Rund fünf Stunden Fahrzeit später kamen wir auf dem geplanten Platz an, und haben uns erstmal um unser Gepäck gekümmert. Aus- und aufräumen, Bett beziehen, Bierchen trinken und dann war es auch schon Zeit zum Abendessen kochen. Während ich mich um das Essen gekümmert habe, hat Meli sich ein bisschen mit den Landkarten und möglichen Richtungen auseinander gesetzt. Da es ja, wie bei fast jeder meiner Reisen, einen Fix-Punkt gibt, den ich ansteuere, ist es auch dieses Mal ein bisschen Planung drum herum. Was, wird natürlich nicht verraten.

Und nachdem ich gleich noch ein paar Bilder beschriftet habe, ist es dann auch Zeit für das Bett. Wenn man so früh aufsteht, darf man auch etwas früher ins Bett gehen.

Tag 5 - Crawfordsville nach Des Moines (455 mls – 732 km)

Nachdem der Wetterbericht für heute ja nicht so rosig war, hatten wir beschlossen eine grössere Etappe zu bewältigen. Es war tatsächlich stark bewölkt und hat leicht getröpfelt als wir los sind. Richtig geregnet hat es dann aber tatsächlich erst bei und um Davenport als wir den Mississippi gekreuzt haben. Kurz darauf wurde das Wetter deutlich besser und es wurde dahingehend spannend dass der erste Tankstopp mit unserem Camper und für uns auch anstand. Man hört ja so einiges, wie der Tankvorgang in den USA ablaufen könnte, dass man die Zapfsäule erst freischalten lassen muss, dass der Tankwart kommt und voll macht, oder dass man nur einen Betrag x vorher bezahlt und nach dem Tanken direkt weiter kann. Tja, ein Kreditkartenlesegerät hat alle Überlegungen zerstreut und los ging es. Ich dachte ja, dass ich irgendwas falsch gemacht habe, weil die „Literzahl“ so langsam stieg, bis mir eingefallen ist, dass hier ja Gallonen

neulich an der Interstate 74
neulich an der Interstate 74

gezählt werden. Dann bin ich aber ein bisschen erschrocken. 180 $ für 48 Gallonen. Oder für alle die im Dezimalsystem denken: 178,6 Liter für schlappe 140 CHF oder eben 147 EUR. Also im Endeffekt knapp 25 Liter auf 100km. Aber wir bummeln ja auch nur. Trotzdem geniesse ich den Sound des Motors, 6,8 Liter Hubraum und 8 Zylinder in V-Anordnung, einfach eine geile Kombination, da muss man einfach immer mal wieder durchdrücken.

In Des Moines noch kurz ein paar Kleinigkeiten für das weitere Wohlbefinden besorgt und dann unser Ziel angesteuert. Kurz nachdem wir wieder auf die Interstate aufgefahren sind, wurde es mal richtig knapp, als ein LKW von rechts auf unsere Spur zieht. Kräftig gehubt, den Anker geworfen, dezent nach links ausgewichen und gerade noch verhindert, dass uns der Auflieger vom LKW den Spiegel wegreisst. Puh, kurz ein paar Schweissperlen, aber alles gut gegangen. Zeit für ein Bierchen.

Auch wenn wir heute nicht viel erlebt haben, so ist man bei grossen Etappen doch immer wieder zu einer Pause gezwungen. Die Rastplätze, sind in keinster Weise mit dem Vergleichbar was es in Deutschland oder Europa gibt. Tankstellen sind immer ausserhalb der Autobahn, aber die Parkplätze mit WC sind sowas von Luxuriös, da staunt man Bauklötze. Freies WiFi, blitzeblank sowieso, und diverse Getränke- und Snackautomaten. Aussen viele Sitzgelegenheiten, teilweise mit Kinderspielplätzen und Grillmöglichkeiten. Keine Spur von Vandalismus oder ähnlichem, was in Europa mittlerweile der Standard ist. Kurz gesagt: wenn man will, dann geht es auch anders, aber in Europa wird lieber über genormte Bananenkrümmung und sonstigem Schwachsinn diskutiert.

WC-Anlage in Amerika / Iowa
WC-Anlage in Amerika / Iowa
WC-Anlage in Amerika / Iowa
WC-Anlage in Amerika / Iowa

Tag 6 – Des Moines nach Yankton (Sioux Falls) (341 mls – 549 km)

der Morgen erwartet uns, entgegen der Erwartung mit bestem Wetter, auch wenn die Wiesen weiss vom Reif waren
der Morgen erwartet uns, entgegen der Erwartung mit bestem Wetter, auch wenn die Wiesen weiss vom Reif waren

Aus irgendwelchen Gründen bin ich extrem früh aufgewacht. Aber zum Aufstehen war es definitiv zu früh, weswegen ich mir einfach ein paar Gedanken für die nächsten Tage gemacht habe. Aber um kurz nach 6 Uhr ging es dann nicht mehr anders, und ich habe mir einen Baum gesucht. Absolut klares Wetter mit frostig weissen Wiesen. Zurück vom Morgenspaziergang habe ich mich dann nochmal an den Rechner gesetzt und Berichte geschrieben, übersetzt und online gestellt. Unglaublich, aber das kostet schon extrem viel Zeit, nur abends

wenn man selbst schon knapp 130kmh fährt, und dann von sowas sehr zügig überholt wird, fällt man ein bisschen vom Glauben ab
wenn man selbst schon knapp 130kmh fährt, und dann von sowas sehr zügig überholt wird, fällt man ein bisschen vom Glauben ab

mal kurz ein Stündchen reicht da bei weitem nicht. Nachdem ich Meli dann erfolgreich wach getippt habe, mit meinem Gehämmere auf der Tastatur gab es Frühstück und los ging es. Das Ziel Yankton hat noch einen kleinen Abstecher über Sioux Falls erhalten, weswegen es doch wieder ein paar Kilometer mehr waren als gedacht, aber hey, wir haben Urlaub und geniessen es. Immer wieder mal an den tollen WC-Häuschen gehalten, um sich die Beine zu vertreten und in Sioux-City dann wieder mal tanken. Und da ich den V8-Sound hören zu schätzen weiss, war auch der Verbrauch wieder etwas höher. Nach dem Tanken waren wir dann auch in South Dakota angekommen, maximal erlaubte Geschwindigkeit von 80 mph, also knapp 130 kmh. Es wäre doch gelacht wenn wir die 30 Liter auf 100 km nicht doch schaffen würden. Also volles Rohr die Interstate entlang geballert. Der Bordcombjuder sagt 8 Meilen pro Gallone, aber was das genau heisst, rechne ich morgen beim nächsten Tankstopp. Erschreckend aber, wenn man mit dem Camper schon 130kmh fährt, und dann von überbreiten Schwertransportern überholt wird, unfassbar. Auch hier ist Europa total rückständig mit ihrer 80-kmh-Beschränkung für LKW in den meisten Ländern.

Der Wasserfall in Sioux Falls selbst war sehr schön, und da wir off-season unterwegs sind, auch absolut entspannt, wenig Leute und man konnte auch Wasserfall sehen, nicht nur Menschen. Auf den Bildern bei Dr. Google sah der zwar viel grösser aus, aber hey, nicht die Grösse ist entscheidend. Noch ein bisschen einkaufen für den Abend und dann haben wir auch schon unseren Platz für heute bezogen.

Sioux Falls in Sioux Falls, kleiner als erwartet, aber trotzdem sehr fein zum anschauen
Sioux Falls in Sioux Falls, kleiner als erwartet, aber trotzdem sehr fein zum anschauen
Feierabend, durch die kleine Sightseeing-Einlage sind wir heute so viel gelaufen wie die letzten beide Tage zusammen nicht
Feierabend, durch die kleine Sightseeing-Einlage sind wir heute so viel gelaufen wie die letzten beide Tage zusammen nicht

Tag 7 – Yankton nach Rapid City (400 mls – 644 km)

Ähnlich wie bei meinem letzten Urlaub letztes Jahr, hatten wir auf einmal einen Tag übrig den wir verplanen konnten. Da das Wetter zum kommenden Wochenende doch etwas schlechter werden soll, mit Schnee und Frost, haben wir uns entschieden, ein bisschen zügiger die nächste Etappe anzugehen und sind direkt nach Rapid City gefahren. Dort wollen wir zwei Nächte bleiben, so dass wir mal einen Tag 

Einfahrt zum Skulpturenpark
Einfahrt zum Skulpturenpark

haben, an dem wir keine Kilometer schrubben. Nach einem leckeren Frühstück mit Rührei und Speck ging es dann los. Den Stopp am Skulpturenpark haben wir zwar gemacht, aber so wenig Menschen auch unterwegs sind, und einem die schöne Perspektive für Fotomotive verstellen, so wenig sind auch diverse Sightseeing-Punkte geöffnet, was dazu geführt hat, dass wir leider keinen Zugang zum Park bekommen haben. Weiter ging es, und es war der „weltweit einzige Corn-Palace“ angeschrieben. So bekloppt es klingt, es liegt an der Strecke, als kurz runter von der Interstate und uns den Maispalast angeschaut. Ein Sportcenter mit freiem Eintritt. Seit 120 Jahren, werden aussen wechselnde Motive aus Maispflanzen und Maiskolben der verschiedensten Sorten und Farben aufgebaut, wenn man aufgebaut sagen kann. Nett, total bekloppt, aber nett. Weiter ging es, und die penetrante Werbung für Wall Drug hat den nächsten Zwischenstopp quasi vorgegeben. Aber erst ist es Zeit zum Mittagessen. Da wir den Mississippi bereits bei Regen gequert haben, kam uns bestes T-Shirt-Wetter heute zugute und wir haben es uns am Ufer des kleinen Bächleins für das Mittagessen gemütlich gemacht. 70 Meilen später war dann  shopping in Wall Drug angesagt. Ich habe tatsächlich zugeschlagen und mir schöne lederne Mokassins, einen neuen Gürtel und einen neuen Geldbeutel gekauft. Ob es jetzt tatsächlich billiger war, am Ort wo das Leder herkommt, weiss ich nicht,

neulich am weltweit einzigen "Mais-Palast" in Mitchell
neulich am weltweit einzigen "Mais-Palast" in Mitchell
Mittagspause am Missouri-River bei Chamberlain
Mittagspause am Missouri-River bei Chamberlain

aber solange die Errungenschaft gefällt, ist das auch nicht wirklich wichtig. Kurz zuvor hatten wir die nächste Zeitzone erreicht, mittlerweile sind wir sieben Stunden hinter der Schweizer Zeit, hat uns aber immerhin einen kleinen Puffer verschafft, denn mit den Zwischenstopps und der doch langen Etappe, wird es doch ein langer Tag. Und mit dem Song „Rapid City“ von Cauldron fahren wir nach Rapid City ein. Kurzes shopping und für Verpflegung sorgen für unsere morgen geplante Wanderung um den Mt. Rushmore. Gut, dass wir von gestern noch Carbonara übrig hatten, so ist das Kochen und Essen zügig abgeschlossen gewesen und nach einem gemeinsamen Feierabendbierchen ist es dann auch Zeit für’s Bett. Aber halt, ich habe gehört, es gibt Leute, die morgens als erstes gucken, was es neues gibt. Also noch schnell den Laptop hochgefahren und Berichte schreiben.

Tag 8 – Rapid City nach Douglas (227 mls – 365 km)

Mt. Rushmore Monument
Mt. Rushmore Monument

Eigentlich wollten wir heute ein bisschen wander und anschliessend auf dem Campingplatz wo wir uns einen Stellplatz gemietet haben, Wäsche waschen und bisschen runter kommen von den anstrengenden letzten Tagen. Aber bereits gestern Abend waren wir speziell von den Sanitäranlagen wenig überzeugt. Als dann am nächsten Morgen, wirklich jedes einzelne WC bei den Männern vollgeschmiert war, haben wir schnell reissaus genommen. Sowas geht gar nicht. Nun denn, der erste Stopp am Mt. Rushmore war gesetzt, soviel war klar. Viel wandern konnte man dort aber nicht, da ein Grossteil der Wege tatsächlich noch im Winterschlaf war. Also haben wir überlegt wie und wohin als nächstes. Schöne kurvenreiche Strecken sind zu Hauf auf der Landkarte zu sehen, nur ob die alle befahrbar sind mit unserem Gefährt. Also kurz einen Ranger gefragt, der am Mt. Rushmore Monument seinen Dienst getan hat. Gute Idee, wie sich schnell herausgestellt hat. Denn einige Strassen sind selbst für unser kleines Wohnmobil nicht geeignet, weil wir zu hoch sind für Tunnels und Brücken. Aber der freundliche Ranger hat uns gut beraten und gesagt wie wir fahren können. Das war eine prima Empfehlung, super tolle Strecken, unglaubliche Ausblicke auf wunderschöne Landschaften. Auch an Wildtieren war einiges dabei, mit dem wir so nicht gerechnet haben. Erdhörnchen, balzende Truthähne, Bisons und sogar ein Kojote kreuzten unseren Weg, der zwar nicht sooo weit war, dafür aber durch die vielen Stopps doch sehr lang. Sogar geschichtlich haben wir an der „Baustelle“ vom Crazy Horse noch etwas gelernt. Und so kam es, dass wir dann erst um kurz nach 19 Uhr unser Lager in der Nähe von Douglas, südlich des Black Hills National Forest und des Wind Cave National Parks aufgeschlagen haben.

hier entsteht etwas Grosses mit dem "Crazy Horse"
hier entsteht etwas Grosses mit dem "Crazy Horse"
Bisons im Wind-Cave-National-Park
Bisons im Wind-Cave-National-Park

Tag 9 – Douglas nach Fort Collins (185 mls – 298 km)

Welcome to Colorado
Welcome to Colorado

Nach dem gestrigen Tag war es nur logisch, dass wir etwas länger geschlafen haben. Wir wurden von dickem Nebel mit einzelnen Regentropfen begrüsst, aber soweit sogut, viel hatten wir uns heute tatsächlich nicht vorgenommen. Eine kleinere Etappe gen Süden. Die Landschaft, so eintönig sie auch scheint, war in unseren Augen mystisch und abwechslungsreich zugleich, und wir sassen trocken und bequem in unserem Camper und sind gemütlich die Interstate 25 nach Süden auf Denver zu. In Cheyenne, Hauptstadt von Wyoming, kurz gestoppt zum Mittagessen und natürlich Dinge des täglichen Gebrauchs einkaufen. 70 Meilen später, um kurz vor 16 Uhr, haben wir so früh wie die letzten Tage nicht den Campingplatz bezogen, wo wir dann auch endlich Wäsche waschen konnten, und eine ausgiebige heisse Dusche. Camper aufgeräumt, Essen gekocht, Pläne geschmiedet wie es die nächsten Tage weiter geht. Es muss auch mal etwas entspannter zugehen.

Tag 10 – Fort Collins und drumrum (35 mls – 56 km)

Colorado, und speziell Fort Collins ist bekannt für sein klares und reines Wasser direkt aus den Rocky Mountains. Aus diesem Grund haben sich hier auch einige Brauereien angesiedelt. Ein Name dürfte durchaus bekannt sein „Anheuser Busch Inc.“, aber die sind tatsächlich noch gar nicht so lange hier, da sind einige kleinere Brauereien schon länger hier. Aber, wenn man schon da ist, und Dr. 

im neuen Sudhaus der New Belgium Brewery in Fort Collins
im neuen Sudhaus der New Belgium Brewery in Fort Collins
Gewinner der Weltmeisterschaft, obwohl es nur als Kleinserie aufgesetzt war
Gewinner der Weltmeisterschaft, obwohl es nur als Kleinserie aufgesetzt war

Google behauptet, dass man täglich Führungen bei Anheuser Busch bekommt, dann plant man das mal so. Und für ein Regentag wie heute, ist das auch ein durchaus angebrachtes Programm. Nun denn, gemütlich gefrühstückt, Kabel abgestöpselt und los. Nunja, aber offensichtlich ist Google schlecht informiert, denn auch bei Anheuser Busch gibt es eine Winterpause. Blöd. Nun denn, es gibt noch andere Brauereien, spontan für eine entschieden, die wir dann nach den anderen Programmpunkten ansteuern wollen. Ebenfalls bei Google war eine Kirche hoch gelobt worden, weswegen wir uns die anschauen wollten, es ist Sonntag, sollte ja passen. Aber, auch hier, 

auch zapfen will gelernt sein, habe ich doch ganz gut hinbekommen, oder
auch zapfen will gelernt sein, habe ich doch ganz gut hinbekommen, oder

Fehlinformation, geschlossen. Immerhin waren wir nicht die Einzigen die vor verschlossener Tür standen. Okay, weiter geht’s. Meli will shoppen, Läden die es in Europa nicht gibt, sind das Ziel. Gut, für mich war das nichts, aber ich habe mich dann mit dem Handy in die Ecke gesetzt und ein paar Sudoku gelöst. Kann man ja mal machen. Kurz überlegt ob Mittagessen oder gleich zur Brauerei. Der Hunger hat gesiegt, erst Essen fassen. Ich wollte unbedingt ein Steakhaus ausprobieren, und das haben wir auch gemacht. Sehr delikat, und vermutlich auch nicht gerade günstig, haben wir gespeist, aber es war jeden Cent wert. Danach ging es weiter zur Brauerei. Nichts ahnend steuern wir den Eingang an, und sind fast rückwärts wieder raus gepurzelt. Grinst uns da doch der „Voodoo Ranger“ an. Das kann doch nicht wahr sein, man kennt diese IPA-Biere auch in der Schweiz, aber weder Meli noch ich, haben uns Gedanken darüber gemacht wo das herkommt. Jetzt wussten wir es. Aus Fort Collins von der New Belgium Brewery. Ein unglaublicher Zufall. Der nächste Zufall – die nächste Tour würde in 8 Minuten starten. Prima, nehmen wir, und bekommen quasi eine „Privatführung“ für uns zwei. Das hat richtig Spass gemacht, nicht nur unserem Guide, sondern auch uns. Und es gab reichlich Bier zum verköstigen, dass ich mich richtig bremsen musste, schliesslich muss ich nachher noch fahren. Trotzdem wollten wir uns noch ein Stückchen weiter durch das Sortiment probieren und haben uns an der Theke niedergelassen. Ein junges Pärchen gesellte sich zu uns und wir haben tolle Gespräche geführt und Kontaktdaten ausgetauscht. Und so kam es, dass wir zwar tolle Pläne gemacht hatten für den heutigen Tag, aber ganz andere und noch tollere Erlebnisse haben durften. So macht Urlaub Spass.

Tag 11 – Fort Collins nach Strasburg / Denver (116 mls – 187 km)

Ein Ausflug nach Denver war heute geplant. Da wir aber gestern nicht mehr einkaufen waren, haben wir das heute als erstes erledigt. Irgendwie sind die Walmart nicht für einen schnellen Einkauf gemacht, weswegen wir doch länger gebraucht haben, als gedacht, trotz guter Vorbereitung mit Einkaufsliste und so. Nun denn, macht ja nichts. Als das erledigt war ging es dann ins Städtchen. Der Botanische Garten, hochgelobt an vielen Stellen war das erste Ziel. Und tatsächlich war dieser, sehr schön angelegt, mit Freiflächen, Tropenhaus,

vom botanischen Garten von Denver
vom botanischen Garten von Denver
zur "Internationalen Kirch des Cannabis"
zur "Internationalen Kirch des Cannabis"

sehr viel Wasser und was man halt so erwartet. Habe ich so noch nicht gesehen und war entsprechend begeistert, auch wenn noch nicht so viel geblüht hat. Auch hier ging der Winter etwas länger und es ist nachts noch recht frisch. Aber, insgesamt, ist Denver deutlich weiter, was die Blüte und die ausschlagenden Bäume angeht, als das, was wir die letzten 10 Tage gesehen haben. Nach dem botanischen Garten sollte es spirituell werden. Auf zur „internationalen Kirche des Cannabis“. Eine psychodelische Lichtshow inklusive, diverse alte und uralte Videospiele zur freien Verfügung, und schwuppdiwupp waren wieder zweieinhalb Stunden vorbei. Im Anschluss daran, kurz vor Berufsverkehr haben wir uns wieder auf in Richtung Norden gemacht. Bereits vor Monaten haben wir Konzerttickets gekauft, und das 

in der Cannabiskirche
in der Cannabiskirche
Konzert von "Amyl and the Sniffers" in Denver
Konzert von "Amyl and the Sniffers" in Denver

sollte für uns die heutige Abendunterhaltung sein. „Amyl and the Sniffers“, eine australische Punkrockband, selten in Europa unterwegs, und wenn, dann ruckzuck ausverkauft, da nimmt man doch die Gelegenheit wahr, wenn man eh gerade ums Eck ist. Fast ausverkauftes Haus, unglaublich tolle Akustik und nach einem tollen Konzert, ging es nur noch schnell aus der Stadt raus, bevor wir uns für die Nacht fertig gemacht haben.

Tag 12 – Strasburg nach Montrose (350 mls – 563 km)

Lawinengefahr, sowas, dann fahren wir halt anders
Lawinengefahr, sowas, dann fahren wir halt anders

Ouff, die Nacht war kurz, und für dass, das wir früher los wollten, war es um kurz vor 10 Uhr dann doch etwas später als sonst. Erstmal die nächste Tankstelle ansteuern, auf der geplanten Route könnte es ansonsten sehr teuer werden, da wir etwas abseits der Hauptstrecken um Denver herum nach Süden fahren wollen müssen. Eigentlich wollten wir quer durch Denver und entlang der Interstate 70 in die Rocky Mountains einsteigen, aber reichlich Schnee in der Nacht und auch heute tagsüber haben zu diversen Sperrungen und Warnmeldungen vor Lawinen geführt. Also haben wir umdisponiert. Das Land ist ja gross genug, dass wir überall passende Unterhaltung finden. Und die haben wir auch schnell gefunden auf der Alternativroute. Die "Royal Gorge Brücke", westlich von Pueblo, kurz hinter Canon City. Erstmal die Einfahrt verpasst und nochmal kehrt gemacht. Wir haben ja extra die Sonne hinter uns hergezogen, dass wir schöne Ausblicke haben. Also ein unsäglich teures Ticket für die Brücke gekauft und kaum aus dem Kassenhäuschen raus, setzt ein Schneesturm ein. Soviel zum Thema Sonne. Ich fand es lustig, die 

ich hatte meinen Spass auf der Royal-Gorge-Bridge
ich hatte meinen Spass auf der Royal-Gorge-Bridge
seit 1929 Amerikas höchste Hängebrücke die Royal Gorge Brücke
seit 1929 Amerikas höchste Hängebrücke die Royal Gorge Brücke

Brücke hat ordentlich geschwankt und sich gewunden, wie es Hängebrücken so tun im Wind. Man konnte sich kaum aufrecht halten, gute 300 Meter über dem Fluss, aber wir haben uns tapfer auf die andere Seite gekämpft. Im Windschatten eines grossen Felsen kurz durchgeschnauft und wieder zurück. Die eine Hälft weiss vom Schnee kamen wir etwas durchgefroren wieder an, und wie soll es anders sein – klar, die Sonne kommt wieder raus und der Wind stoppt. Weiter ging es Richtung Westen, ein paar Kilometer wollen wir noch

kurz vor dem "Old Monarch Pass" auf knapp 3.450 Meter Höhe
kurz vor dem "Old Monarch Pass" auf knapp 3.450 Meter Höhe

machen. Kurz hinter Salida, wo es in das bekannte Skigebiet Aspen abzweigt, wollten wir eigentlich nächtigen. Wir lagen aber gut in der Zeit, es war wieder Schnee angekündigt über Nacht, da fahren wir lieber noch ein bisschen. Aber nicht weit hinter Salida ging es auf den „Alten Monarch Pass“ mit rund 3.450 m Passhöhe kein kleiner Hügel, und es lag Schnee auf der Fahrbahn. Umdrehen kommt natürlich nicht in Frage, also Augen zu und durch. Ging eigentlich auch echt gut. Ausblicke dass einem das Herz aufgeht. Ich bin auch jetzt Stunden später noch total angetan. Da oben zu stehen wäre zwar möglich gewesen, aber da sich unsere Propanvorräte dem Ende entgegen neigten, haben wir beschlossen einen Campingplatz anzusteuern um mit Strom heizen zu können die Nacht. Das sind aber nochmal rund 100 Meilen bis zum nächsten geöffneten Campingplatz in Montrose. Naja, auf der Hochebene lag kein Schnee mehr, das geht schon. Aber in Gunnison hat es wieder angefangen zu schneien. Nicht so schlimm wird schon, solange wir noch von 40-Tonner überholt werden, schaffen wir das auch. Kurz vor dem Ziel entlang des Black-Canyon-Nationalparks mussten wir aber noch einmal über einen Pass. Geschlossene Schneedecke. Langsam habe ich aber doch ein Gefühl für unseren Camper und ich konnte auch die letzten 25 Meilen problemlos überwinden, und wir waren froh als wir dann um kurz nach 20 Uhr endlich auf dem Campingplatz die Beine lang machen konnten. Für heute Nacht sind -9°C vorhergesagt, und morgen den ganzen Tag unter 0°C. Mal schauen welche Richtung wir einschlagen, heute Abend sind wir zu müde um einen klaren Gedanken zu fassen.

kurz vor Montrose - geschlossene Schneedecke auf der Passabfahrt
kurz vor Montrose - geschlossene Schneedecke auf der Passabfahrt
interessante Ausblühungen aus Eis und Schnee am Vorderrad unseres Campers
interessante Ausblühungen aus Eis und Schnee am Vorderrad unseres Campers

Tag 13 – Montrose nach Moab (173 mls – 278 km)

Wir hatten ein bisschen Zeit heute Vormittag, weil wir noch Propangas tanken müssen und die Rezeption erst um 10 Uhr aufmacht. Gemütlich frühstücken, duschen, Auto aufräumen und dann war es Zeit Gas zu tanken und los zu fahren. Wir wollten in den „Arches National Park“ als Ziel, aber natürlich nicht ausschliesslich über die Interstate sondern eher die kleineren Strassen. Bis wir aus Colorado

raus aus Colorado, rein nach Utah
raus aus Colorado, rein nach Utah

raus waren, war es aber dann doch die Interstate. Kurz danach ging es ab von der Interstate und die Schilder verhiessen Spass; „tough road“. Joa, es ging gleich deutlich langsamer voran, da man doch nach den Schlaglöchern Ausschau halten musste, auf der sogenannt asphaltierten Piste. Aber, nach ein paar Meilen war der Spuk schon wieder vorbei und wir hatten eine der besten Strassen der letzten Tage. Aber wirklich vorwärts gekommen sind wir auch nicht. Hinter jeder Kurve verbarg sich ein neues „Wow, schau Dir das an, unglaublich….“. Wir haben noch ein paar Meilen gefahren, bevor wir uns an einem Park- und Rastplatz zum Mittagessen an den Colorado-River gesetzt haben. Selbst hier, in den Anfängen des Colorado-River sind die Eingrabungen schon gute 50-100 Meter hoch. Wie gigantisch muss es dann am Grand Canyon aussehen!? Nach einer kurzen Pause ging es weiter, so ungefähr eine Meile, Pause, wirken lassen, fotografieren, so haben sich die Meilen gezogen und gezogen. Um kurz nach 15 Uhr waren wir bei Moab, von wo es dann in den 

gerade mal zum Colorado-River umbenannt, und schon so mächtig
gerade mal zum Colorado-River umbenannt, und schon so mächtig
entlang des Oberlaufs am Colorado-River
entlang des Oberlaufs am Colorado-River

Arches National Park abgehen sollte. Aber, so wenig  Attraktionen die letzten Tage überhaupt geöffnet hatten, hier ging nichts ohne Ticket. Das Internet funktioniert nicht und wir standen da. Da kam eine ältere Dame gefahren, die dann zumindest die Info-Hotline angerufen hat, und uns dann eine Minute später mitgeteilt hat, dass bis zum 09.04. bereits alles ausgebucht ist. Oha, das wäre jetzt aber blöd. So haben wir uns einen Stellplatz gesucht für die Nacht und checken erstmal die Lage. Das trifft dann wahrscheinlich auch, auf viele andere Nationalparks zu. Wer hätte das gedacht, dass wir ausserhalb der Saison schon so früh hätten buchen müssen. Als ich vor dem Urlaub geschaut hatte, war noch alles irgendwie verfügbar. Nun denn, nach kurzer Recherche hiess es, dass ab 19 Uhr Restkontigente oder stornierte Tickets frei gegeben werden. Chance genutzt und zugeschlagen. Morgen gehen wir in den Arches National Park! Mittlerweile haben wir gekocht, die gigantischen Eindrücke des Tages verarbeitet, da darf man dann auch ins Bett.

heute schon mehr als beeindruckend, wie soll das erst noch werden um den Colorado-River die nächsten Tage
heute schon mehr als beeindruckend, wie soll das erst noch werden um den Colorado-River die nächsten Tage

Tag 14 – Moab in den Arches National Park (76 mls – 122 km)

Gestern ja richtig Glück gehabt mit den Tickets für den National Park. Und da wir ja auch früh ins Bett sind, hiess es auch früh aufstehen. Frühstücken, nochmal einkaufen und die Vorräte auffüllen und dann in die Warteschlange anstellen, um hoffentlich pünktlich in den Park einfahren zu dürfen, da ja trotz Buchungen diverse Wartezeiten entstehen. Warteschlange war eigentlich nicht, also ging es gleich nach

die "Landscape Arch" war quasi das erste Ziel der kleinen Wanderung, an welcher man vorbei kam
die "Landscape Arch" war quasi das erste Ziel der kleinen Wanderung, an welcher man vorbei kam

oben. Wir haben beschlossen, dass wir uns von hinten nach vorne arbeiten, also gleich mal den letzten verfügbaren Parkplatz angesteuert. Und wir hatten richtig Glück mit dem Wetter, es hat trotz Ankündigung nicht geregnet. Viel besser, es hat geschneit. Das kann ja heiter werden. Wir haben uns für den Einstieg eine einfache Wanderroute ausgesucht – den „Primitive Trial“. Lustigerweise ist das der schwerste Trial, den es im Nationalpark gibt – total primitiv. Wir können was. Aber hey, wir sind schliesslich durchtrainierte Europäer, denen ein bisschen wandern nichts anhaben kann. Und schneeglatte Felsen, ich mein, was ist das schon!? Naja, anfangs war es auch wirklich nicht so tragisch, aber irgendwie haben wir uns dann doch gleich mal verfranzt, zum einen wegen dem Schneetreiben, zum anderen weil wir doch unglaublich begeistert waren von der Szenerie. Kurz darauf sind wir aber wieder auf dem richtigen Pfad gelandet. Bei Sonne mag das noch viel beeindruckender wirken, bei Schnee hat es fast etwas unheimliches aber vermutlich nicht weniger beeindruckend. Ein paar Haken und Arches später haben wir es ja dann aber wieder geschafft nach unten zu kommen und uns im Camper aufzuwärmen. Und wie zu erwarten war, kaum sassen wir im Trockenen hat es aufgehört zu schneien und die Sonne hat sich durch die Wolken gekämpft. Naja, aber das war ja noch nicht alles was der Nationalpark zu bieten hat.

"Delicate Arch" - nachdem die Sicht von unten bescheiden war, eben noch kurz nach oben gewandert - und der Hampelmann bin tatsächlich ich
"Delicate Arch" - nachdem die Sicht von unten bescheiden war, eben noch kurz nach oben gewandert - und der Hampelmann bin tatsächlich ich
ob die Formation einen Namen hat? Bestimmt, aber ich fand die Ansicht einfach toll
ob die Formation einen Namen hat? Bestimmt, aber ich fand die Ansicht einfach toll

Nach einer Brotzeit zum Mittagessen ging es weiter. Da die Wanderung bis eben dann doch anstrengend war, ging es nur zum View-Point des nächsten Steinbogens. Aber der war so weit weg, und so schlecht zu erkennen, dass wir beschlossen haben, auch diese 4,8 km anzugehen. Und da mittlerweile die Sonne voll geschienen hat, war es das auf alle Fälle wert. Noch einmal unglaubliche Ausblicke gab es zu geniessen, die weder in Worte zu fassen noch auf Bilder zu bannen sind. Das muss man einfach selbst gesehen haben. Zurück beim Camper war es fast deutlich nach 17 Uhr. Da sollten wir langsam aber sicher einen Platz für die Nacht ansteuern, bei den vielen Menschen hier, wird das sonst zur Herausforderung. Noch ein kurzer Zwischenstopp am „Balanced Rock“ bevor wir den Nationalpark wieder verlassen haben. Wie befürchtet war es tatsächlich eine Herausforderung mit dem Stellplatz für die Nacht, aber auch das haben wir geschafft. Kochen, duschen, Bericht schreiben, Bett. Mein Handy behauptet dass wir knapp 26 km gewandert sind heute, puh, doch ganz ordentlich.

die Leute tun alles was ein Schild ihnen sagt, oder halt auch nicht
die Leute tun alles was ein Schild ihnen sagt, oder halt auch nicht
Der "Balanced Rock" -17 m hoch balanciert er da oben
Der "Balanced Rock" -17 m hoch balanciert er da oben

Tag 15 – Moab nach „Pampa“ – (bei Hite) (230 mls – 370 km)

Wir haben wieder lange geschlafen heute, Wen wundert es, nach dem Wandertag bei, Schnee, Eis und am Ende auch noch Hitze zur Delicate Arch, über den blanken Fels. Gut, dass wir schon einen Plan gemacht haben, wo wir hin wollten heute. Nach dem Frühstück ging es dann auch gleich los. Erstmal nach Norden um in den Süden zu fahren. Trotz Sonnenschein, haben wir die dicken Regen- oder Schneewolken wieder über dem Arches Nationalpark gesehen, was dann zumindest eine Genugtuung dahingehend war, dass es jeden Tag Mistwetter sein kann, sowieso ganz unabhängig von der Wettervorhersage. Dafür war auf unserer heutigen Route und dem Ziel bestes wolkenloses Wetter vorhergesagt. Die ersten paar Meilen war auch tatsächlich wolkenlos, als wir dann aber endlich wieder nach Süden

kurz hinter Hanksville bei der Mittagspause
kurz hinter Hanksville bei der Mittagspause

abgedreht sind, sah es nicht mehr ganz so rosig aus. Dicke Wolken hingen über den Bergen, speziell über dem ca. 3.600 Meter hohen Mt. Hillers, was so ungefähr unserer Richtung entsprach. Nun gut, ein paar Kurven haben wir noch, von daher kann es auch täuschen. Das wird schon. 40km westlich von Hanksville sind wir mal kurz abgefahren, um den Touristenmassen zur „Hickman Bridge“, einem weiteren Steinbogen zu folgen. Dort haben wir erfahren, dass die Richtung welche wir vorhatten zu fahren, zur Abwechslung wieder mal in dickem Schnee gehüllt wird, und die Passfahrt kein Spass zu sein scheint. Also ab in den Camper und einen Plan B geschmiedet. Das war auch schnell gemacht. Zurück Richtung Hanksville, beziehungsweise darüber hinaus, um uns dann kurz vor dem Lake Powell in die Büsche zu schlagen und unser Nachtlager aufzuschlagen. Mt. Hillers war uns ein ständiger Begleiter und blieb bis zum Schluss in dicke Wolken gehüllt. Und ja, auch in Amerika gibt es den ein oder anderen Flecken Erde, der nicht mit Funkstrahlung verseucht ist – was für eine Ruhe, ohne ständig auf das Händy starren zu müssen.

wenn man zurück fährt, sieht ein und der selbe Berg zweimal beeindruckend aus
wenn man zurück fährt, sieht ein und der selbe Berg zweimal beeindruckend aus
da wirkt unser Auto fast schon klein vor so einer Felswand
da wirkt unser Auto fast schon klein vor so einer Felswand

Tag 16 – aus der Pampa in die Pampa nach Cortez (213 mls – 343 km)

Wir wurden mit so viel Sonne geweckt wie die letzten Tage nicht. Gefühlt zu jedem Fenster hat so trotz zugezogener Rollos rein gescheint. So muss das sein. Eigentlich wollten wir ja heute rechtsseitig des Colorado-River alias Lake Powell ein bisschen wandern. Da uns das Wetter gestern aber etwas von der Richtung abgebracht hat, ist das ausgefallen. Plan B war es, wieder Richtung Osten zu fahren. Entlang des „White Canyon“ mit einem Abstecher in den kleinen „Natural Bridges Nationalpark“, wo wir dann auch unsere Mittagspause eingelegt haben. Und schwupps, waren wir wieder in Colorado. Die Landschaft um uns herum ändert sich ständig, waren wir in Utah entlang der Scenery Route in den eingegrabenen Felsen des Colorado River unterwegs, waren in Colorado selbst die weiten Felder dominierend. Hinter jeder Kurve und jeder Kuppe hat sich das Bild geändert, was schon sehr beeindruckend ist. Kurz vor Cortez, wo wir uns dann für 

jeder fängt mal klein an - der "Grand Canyon" noch vor dem Lake Powell, also noch der Glen Canyon
jeder fängt mal klein an - der "Grand Canyon" noch vor dem Lake Powell, also noch der Glen Canyon

die Nacht niederlassen wollten, kam aber zur Abwechslung mal wieder ein Schneesturm. Der Scheibenwischer lief auf Vollgas, aber die Sicht war trotzdem eingeschränkt. Aber auch das lässt wieder nach und wir suchen uns ein Plätzchen. Aber irgendwie ist es hier so dicht besiedelt, dass jeder Feldweg, den wir hätten ein Stück weit nach hinten fahren können, mit einem Gatter abgesperrt war. Ein unscheinbares Schild hat auf Stellplätze für Wohnmobile hingewiesen, gesehen hat man nicht wirklich was. Also kurz mal auf die Farm abgebogen und gefragt, was es damit auf sich hat. Der ältere Farmer meinte, dass seine Tochter da was aufgebaut hat, und sie eigentlich noch nicht offen haben, sondern noch im Vorbereiten sind für die Saison. Aber Strom funktioniert, und das Duschhäuschen ist auch 

entlang des Highway 95 im White Canyon mit Blick auf den Mt. Hillers und die Henry Mountains
entlang des Highway 95 im White Canyon mit Blick auf den Mt. Hillers und die Henry Mountains

schon in Betrieb, er zeigt es uns mal. Eine Meile später und einen holprigen Feldweg weiter, waren wir auf einem Platz, den wir so nicht erwartet haben. Einige Stellplätze für Camper, einige Plätze für Zelte, mehrere Pferdewagen zu Luxusappartment umgebaut, Outdoorküche, Feuerstellen inkl. Holz für das man nicht extra zahlen musste. Alles sehr weitläufig, so dass man sich nicht auf der Pelle hocken muss, wenn man das nicht will. Sehr toll, da schreibe ich bestimmt eine nette Bewertung auf Google. Wir waren, oh Wudner, die einzigen Gäste. Kein Internet, ein weiterer ruhiger Abend steht bevor. Aber wenn wir schon eine Dusche haben, dann nutzen wir die doch auch. Essen, Berichte schreiben, Bilder vorsortieren und dann ist auch so ein Abend schnell vorbei. Wieder ein super Tag, mit wahnsinnigen Ausblicken auf unglaubliche Landschaften wie von einem anderen Stern.

Blick auf unseren spontanen Campingplatz mit Pferdekutsche als Nächtigungsmöglichkeit
Blick auf unseren spontanen Campingplatz mit Pferdekutsche als Nächtigungsmöglichkeit

Tag 17 – Cortez nach Monument Valley (159 mls – 256 km)

 

4 courners Monument, wo die 4 Bundesstaaten aneinander grenzen
4 courners Monument, wo die 4 Bundesstaaten aneinander grenzen

Also ich habe nicht wirklich gut geschlafen. Lag wohl daran, dass mir der Mond die ganze Zeit ins Gesicht gescheint hat. Gut, ich hätte ja den Rolle zumachen können, aber dann hätte ich auch die Sterne nicht mehr gesehen. Egal, nach einem Frühstück ging es los. Die Etappen sind im Moment etwas kürzer wie noch vor einer Woche, also haben wir keinen Stress. Zu Beginn sind wir gefühlt ständig bergauf gefahren, obwohl es eindeutig entlang des Bächleins abwärts ging. Die Aussichten waren wie immer grandios, und es gab von allem etwas. Mal kurz am „Vier-Länder-Eck“ vorbei, manche sagen auch „Four Corners Monument“ bevor es über einen kleinen Umweg wieder nach Utah ging. Und jetzt wird es richtig interessant. Von Norden nähern wir uns dem Grand Canyon. Dabei kommen wir über das Monument Valley. Von einer Kurve zur nächsten wurden die Landschaft von gelbbraun zu rot. Die bekannten Klippen, oder wie man diese Felsformation auch immer bezeichnen mag, wurden mächtiger und grösser. Ein kurzer Stopp mitten auf freiem Highway, um ein Foto zu schiessen, wie einst von Forest Gump, und weiter ging es. Alle paar Meilen mussten wir anhalten, überwältigt von dem, was die Natur uns hier präsentiert. Den Campingplatz haben wir bereits vor 10 Tagen gebucht, es ist wieder mal Zeit Wäsche zu waschen. So dreht sich die Maschine in der Wäsche und wir haben den Klappstuhl ausgepackt und haben uns in die Sonne gesetzt, mit einer Aussicht, wie man sie nicht alle Tage hat. Ich weiss, ich wiederhole mich, aber der Tag war mal wieder grandios. Tolle Strecke, tolle Eindrücke. Einfach toll!

Lauf Forest, lauf - ja, genau hier war Forest Gump müde und wollte nach Hause
Lauf Forest, lauf - ja, genau hier war Forest Gump müde und wollte nach Hause
und zuhause ist es auch schön, darf man ruhig mal sagen
und zuhause ist es auch schön, darf man ruhig mal sagen

mit diesem Bild lege ich mich in die Koje
mit diesem Bild lege ich mich in die Koje

Tag 18 – Monument Valley nach Page (141 mls – 227 km)

Nach dem Aufwachen ging es noch vor dem Frühstück in das Monument Valley. Morgens ist das Licht meist besser, das wollten wir ausnutzen. Frühstück gab es dann am Besucherzentrum, nachdem sie uns klar gemacht haben, dass wir mit unserem Camper die Ringstrasse nicht fahren dürfen. Und da wir die Ringstrasse nicht fahren durften, haben wir uns für einen kleinen Rundwanderweg entschieden. Auch das hat uns komplett andere Ausblicke geboten, und wenn man vor diesen „Monuments“ steht, dann fühlt man sich

kleine Wanderung um den "West Middle Butte"
kleine Wanderung um den "West Middle Butte"
unendliche Weiten auf dem Weg nach Page
unendliche Weiten auf dem Weg nach Page

doch etwas klein. Knapp zwei Stunden später sassen wir wieder im Auto und haben uns auf den Weg in Richtung Page gemacht. Die Landschaften haben mehrfach gewechselt und wiedermal kann man nur beeindruckt sein. Um die Mittagszeit waren wir dann bereits in Page und haben uns statt Brotzeit mal wieder ein Restaurant gegönnt. Leider war der Bison-Burger nicht mehr verfügbar, aber ein Burger gab es trotzdem der auch sehr lecker war. Danach ging es weiter zum Glen Canyon Dam, kleine Staumauer mit 216 Meter Höhe. Schöne Ausblick auch hier, auch wenn es nicht nur die Natur war, die es hier zu bestaunen gab. Vor drei Tagen hatten wir ja am Ende des Stausees, welcher sich aus dieser Staumauer ergibt unser Lager aufgeschlagen. Nachdem wir unsere Vorräte aufgefüllt haben, die wir bisher immer sehr minimalistisch gehalten haben, haben wir auch unser Auto aus dem Winterschlaf geholt, und endlich die Wassertanks aufgefüllt. Da leider die komplette Wasserinstallation unisoliert unterhalb der Kabine geführt wird, und wir ja oft den ein oder anderen Frost hatten, wurde uns davon abgeraten. Aber jetzt können wir dann die vollen Funktionen unseres Campers nutzen und noch weiter ab der Zivilisation unser Lager aufschlagen.

Glen Canyon Dam Bridge - ja, zuerst bin ich drüber gelaufen, aber zu viel Maschendraht verhindert einen schönen Blick auf die Staumauer, bzw. den folgenden Flusslauf des Colorado-River
Glen Canyon Dam Bridge - ja, zuerst bin ich drüber gelaufen, aber zu viel Maschendraht verhindert einen schönen Blick auf die Staumauer, bzw. den folgenden Flusslauf des Colorado-River

Tag 19 – Page in den Antelope Canyon und weiter weiter in die Pampa (Lees Ferry) (44 mls – 71 km)

Heute mussten oder durften wir etwas früher aufstehen als die letzten Tage. Wir hatten eine kleine Tour in den Antelope Canyon gebucht. Um halb neun sollten wir abgeholt werden, also vorher am besten schon alles abreisefertig machen. Gesagt getan, und, heute sollte es zum ersten Mal in diesem Urlaub richtig warm und sonnig werden. Also gleich noch den Sunblocker verteilen, nicht dass man mit der ersten Sonne zum Krebs mutiert. Den Antelope Canyon selbst sieht man eigentlich von oben nicht, da dieser komplett in den Fels eingegraben oder besser eingewaschen ist, und nur ein bis drei Meter breite Öffnungen hat. Der Abstieg ging über steile Treppen, wobei auch hier der Begriff Leiter zutreffender wäre, denn bei zweien hat man sich definitiv wohler gefühlt, wenn man rückwärts hinunter gegangen ist. Im Canyon ist man aus dem Staunen nicht mehr heraus gekommen. Hinter jeder einzelnen Biegung konnte man neue unglaubliche, beeindruckende Formationen bewundern, die das Wasser und teilweise Sand und Wind geschaffen haben. Die Farben

im Antelope Canyon
im Antelope Canyon
im Antelope Canyon
im Antelope Canyon

dazu, sieht man auf den Fotos teilweise gar nicht so recht. Absolut faszinierend. Und so kommt es, dass man für rund 400 Meter auch schnell mal eine Stunde braucht. Gut, unser Guide hat auch einiges erklärt, nicht nur zur Entstehung sondern auch zum Gestein selbst, oder auch zu Unglücken, die seinerzeit bei einem plötzlich eintretenden Regen passiert sind und der Canyon auf einmal komplett geflutet war, und ein Entkommen somit nicht mehr möglich. Auch hierfür gibt es mittlerweile Notfallvorkehrungen. Um kurz vor elf Uhr wurden wir wieder bei unserem Camper abgesetzt und wir haben uns auf den Weg gemacht. Erstmal tanken, wir wollen schliesslich in die Pampa und brauchen nicht nur Benzin für den Camper, sondern unter Umständen auch für den Generator. Kurz vor unserem Ziel sind wir über einen Pass gekommen, und hatten auf einmal eine weitere unendliche Weite vor uns, wo nur der Colorado-River einen schmalen Canyon eingegraben hatte. Nach dem obligatorischen Fotostopp ging es dann auch weiter, und wenig später haben wir unser Lager am Colorado-River im Marple Canyon aufgeschlagen. Mittlerweile sind wir ja schon ein paar Mal über das „Bächlein“ gefahren, jedesmal in einer Höhe von deutlich über 150 Meter was den Fluss dann jedesmal harmlos aussehen liess. Aber jetzt, so direkt daneben, sieht man, dass das nicht der Fall ist. Ein schöner Sandstrand wenige Meter von unserem Stellplatz haben uns zumindest mit den Füssen die kalten Fluten testen lassen. Morgen früh hüpfe ich da nach dem Frühstück komplett rein, gleich mal meine Badehose rauskramen. Alt sind wir aber heute nicht mehr geworden. Von -4°C in der Nacht gestern zu fast 30°C am heutigen Tag ist ein grosser Sprung, und die Sonne oder Hitze hat uns doch etwas geschhafft.

im Antelope Canyon
im Antelope Canyon
im Antelope Canyon
im Antelope Canyon

Horse Shoe Bend
Horse Shoe Bend

Tag 20 – Lees Ferry nach Grand Canyon Village (133 mls – 214 km)

morgens halb acht in Deutschland, äh, im Colorado-River
morgens halb acht in Deutschland, äh, im Colorado-River

Frühstück und Badehose an. Das muss jetzt sein. Wie gestern beschlossen ging es nach dem Frühstück in die kalten Fluten des Colorado-River. Lang habe ich es nicht ausgehalten, aber hey, so frisch war ich morgens schon lange nicht mehr. Nachdem ich wieder in trocknen Klamotten gesteckt hatte, ging es los. Irgendwo an den Grand Canyon, einmal runter spucken oder so. Ein paar Meilen waren es aber doch bis dahin. Meli als Navigator und Platzorganisator für die Nacht bekam etwas Panik, denn im Nationalpark darf man nicht frei stehen, und die verfügbaren Plätze haben, bei jedem Mal Internetverbindung, abgenommen und waren auch nicht online, sondern nur vor Ort buchbar. Also haben wir nachdem wir den ersten Aussichtspunkt im Nationalpark angefahren hatten, beschlossen, erstmal den Campingplatz anzufahren, und dann von dort aus weiter unterwegs sind. Das hat dann erstaunlich gut geklappt, und nachdem wir unseren sehr günstigen Stellplatz in Grand-Canyon-Village bezogen hatten, konnten wir mit dem kostenfreien Shuttlebus direkt zum Besucherzentrum fahren und von dort aus noch eine kleine Wanderung entlang der „Abbruchkante“ des Canyon machen. Ein weiteres Mal bleiben mir nur die Superlative, das zu beschreiben was wir hier sehen durften. Unglaublich und unbeschreiblich. Teilweise weiss man gar nicht wie man diese Eindrücke verarbeiten soll, das grenzt schon ein bisschen an Reizüberflutung.

willkommen am Grand Canyon
willkommen am Grand Canyon
Grand Canyon - Blick vom Grand Canyon Village
Grand Canyon - Blick vom Grand Canyon Village

Tag 21 – Grand Canyon Village nach Diamont Creek (266 mls – 428 km)

Gut geschlafen haben wir, aber wir waren trotzdem so früh wach wie die letzten zwei Wochen eigentlich nicht. Nun denn, was soll’s Frühstück und los. Das Google-Navi hat grandios versagt und uns erstmal kreuz und quer durch das Dorf geschickt, bevor wir beschlossen haben, es mal mit den Verkehrsschildern und Richtungsanzeigern zu versuchen. Aber selbst das, hat nicht auf Anhieb geklappt.

damals, vor langer langer Weile an der Route 66
damals, vor langer langer Weile an der Route 66

Letztendlich haben wir es aus dem Dorf geschafft und waren auf der Route nach Süden unterwegs. In Williams sind wir die Interstate 40, die in grossen Teilen die weltberühmte Route 66 abgelöst hat. Aber ein paar Kilometer der alten Strasse sind irgendwie noch erhalten, und wir haben uns das nicht nehmen lassen. Aber, was soll ich sagen, ausser den beeindruckenden Landschaften, den ein oder anderen Sandteufel, war es wohl kein Unterschied zur Interstate. Viel geradeaus, wenig Kurven, und die zwei Dörfer, durch welche wir gekommen sind, hm, ob die jemals Glanz hatten, wage ich zu bezweifeln. In Kingsmann nochmal schnell voll getankt und wieder nach Norden abgedreht. Meadview war das Ziel, mit dem ebenfalls berühmten Skywalk, wo man in ca. 150 Meter Höhe über eine Glasbodenbrücke am Eagle Point gehen kann. Die Aussicht gut, aber da man Kamera und Handy und alles abgeben musste, war es das auch schon. Weiter ging es zum Guano Point. Dort gab es weder einen Gift-Shop noch übermässig viele Touristen. Auch Absperrgitter hat man vergeblich gesucht, und man konnte sich frei

an der Abzeigung zu Meadview, eine kleiner Wald voll Joshua-Trees
an der Abzeigung zu Meadview, eine kleiner Wald voll Joshua-Trees

bewegen. Direkt bis an die Klippe heran, und die Aussicht war um ein vielfaches besser als am Eagle Point. Zugegeben, der Fels, der sich mit ein bisschen Phantasie als Adler präsentiert hat schon was, aber Guano Point ist besser, und man kann sich die 25 Dollar für die Glasbodenbrücke getrost sparen. Zurück am Camper haben wir auf dem Parkplatz erstmal alles hergerichtet und das Auto ins Wasser gestellt, dass wir gut schlafen können. Kaum haben wir uns zum Essen hingesetzt, kam aber der Parkranger und hat uns, und auch die anderen, welche sich bereits für die Nacht bereit gemacht hatten, weg geschickt. Es ist nicht mehr gestattet am Besucherzentrum zu nächtigen, es wurden 4 Meilen vor dem Besucherzentrum eine Fläche für Nächtigungsgäste präpariert, und wir mussten umziehen. Immerhin konnten wir noch fertig essen. Leider gibt es am neuen Platz kein WiFi mehr, und auch die im Internet beschriebene Videoüberwachung dürfte hier nicht existent sein. Aber der Platz war gut. Und nachdem wir uns erneut eingerichtet haben, noch kurz frisch machen, nach dem zweiten richtig warmen Tag und dann ist auch schon Zeit für die Koje.

der Grand Canyon am Guano Point
der Grand Canyon am Guano Point

Tag 22 – Diamont Creek nach Las Vegas (119 mls – 192 km)

Die heutige Etappe sollte wieder etwas kürzer werden. Wir haben wieder einen Campingplatz angesteuert. Schwarzwasser, Grauwasser, Frischwasser, Propangas, alles braucht ein update. Nach dem Frühstück ging es gemütlich los, wieder mal nach Süden, das habe ich glaub öfter geschrieben die letzten Tage, aber wenn man dann doch wieder nach Norden abdreht, ist das halt so. Ein kurzer Zwischenstopp am Hoover-Staudamm, der etwas länger ausgefallen ist, und wir waren zu einem späten Mittagessen auf dem Platz. Erstmal Klarschiff machen, nach den letzten Tagen hat sich doch einiges angesammelt. Wischen könnte auch mal nicht schaden, aber zumindest ausfegen. Und so schnell geht ein Nachmittag zu Ende. Aber nicht der Tag – wir sind in Las Vegas, die Stadt schläft ja angeblich nicht, das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Und es gibt bestimmt einiges zu sehen.

der Hoover Damm, von der neuen Autobahnbrücke wirkt er direkt zierlich
der Hoover Damm, von der neuen Autobahnbrücke wirkt er direkt zierlich
die neue Brücke der Interstate 11 ist fast beeindruckender als der kleine Staudamm
die neue Brücke der Interstate 11 ist fast beeindruckender als der kleine Staudamm

Tag 23 – Las Vegas zur Camperrückgabe und Check-In im Excalibur-Hotel (4 mls – 6 km)

Wir waren ja bereits in Las Vegas und mussten heute als erstes den Camper abgeben. Das ging relativ zügig über die Bühne, was wir so nicht erwartet hatten. Weil wir so schnell waren, mussten wir tatsächlich noch fast eineinhalb Stunden warten, bis uns der von Road Bear

da sind wir im Märchenschloss angekommen
da sind wir im Märchenschloss angekommen

gestellte Shuttlebus ins Hotel gebracht hat. Aber auch das war nur halb so tragisch, da wir selbst mit dem Früh-Check-In nicht vor 12 Uhr hätten einchecken können, von daher hat das gepasst. Dort haben wir noch einmal kurz unser Gepäck modifiziert, was aber auch schnell vonstattenging, haben offensichtlich schon gut gepackt gestern im Camper. Nachdem wir gestern nur um den Campingplatz gezogen sind, ging es heute auf den „Strip“. Der Las-Vegas-Boulevard, 2,5 Meilen lang, also gut vier Kilometer Wahnsinn. Ein Grosshotel mit zugehörigem Casino am anderen. Entsprechende Themenparks dürfen natürlich nicht fehlen. Aber ich glaube jeder kennt die Geschichten über Las Vegas und viel muss ich da nicht dazu schreiben. Die berühmten Wasserspiele am Bellagio-Hotel wollten wir uns aber nicht entgehen lassen. Mittlerweile ist es dann auch schon fast neun Uhr abends und wir machen uns zurück zum unserem Hotel. So viele Kilometer zu Fuss, bei der Hitze sind anstrengend.

Klein-Venedig mitten in Las Vegas
Klein-Venedig mitten in Las Vegas
Wasserspiele am Bellagio-Hotel
Wasserspiele am Bellagio-Hotel

Tag 24 – Las Vegas über Chicago nach Zürich (nix mehr fahren)

Um kurz nach vier Uhr klingelt der Wecker. Schlimmer wie auf Arbeit. Gut, dass ich noch eine Cola von gestern hatte, so war wenigstens etwas Koffein zur Verfügung um wach zu werden. Meli bestellt das Uber-Taxi und los ging es zum Flieghafen. Noch vor der Tür war bereits der erste Check-In-Schalter. Meli legt den Koffer auf’s Band und fertig. Ich muss mein Rucksack noch eintüten, dass die ganzen Bändel 

wir müssen leider da bleiben - aussortieren weil der Rucksack zu schwer war
wir müssen leider da bleiben - aussortieren weil der Rucksack zu schwer war

sich nicht in den Förderbändern verhaken und dann bin auch ich soweit. Aber ohweh, zu schwer. Wie kann das denn jetzt passieren. Ich hab doch fast nichts eingekauft und hatte beim Hinflug rund 6 kg Luft. So kann er meinen Rucksack nicht einchecken, da muss ich an den Schalter in der Halle. Aber auch mit der Schalterdame war nicht zu diskutieren, sie wollte dass ich 3 kg auspacke. Naja, dann quetschen wir noch was ins Handgepäck, packen dann doch noch die drei Bierdosen von der New Holland Brauerei raus und entsorgt, ebenso ein paar alte Klamotten, dann sollte es passen. Hat dann auch gepasst. Erst als mein Rucksack über das Band davon rollte fällt mir ein, dass wir doch eigentlich 23kg Aufgabegepäck haben, und ich aufgrund der frühen Stunde wohl nur 3kg gehört habe, obwohl es nur 3 Pfund hätten sein müssen. Zu spät, was weg ist, ist weg. Drei Stunden Flugzeiten in einem nigelnagelneuen Airbus A321-neo vergingen im wahrsten Sinne wie im Flug. In Chicago drei Stunden Aufenthalt, sollte ja auch sehr kurzweilig vergehen auf dem ehemals grössten Flughafen der Welt. Aber die internationalen Terminals sind eine Katastrophe, überhaupt nichts zum schoppen und gucken, die Restaurantauswahl ist mehr als dürftig. Aber eine Kleinigkeit essen muss jetzt endlich mal sein, wir sind ja nun auch schon ein paar Stunden unterwegs. So neu der erste Flieger war, so alt war der nächste. Eine Boing 767-300 von neunzehnhundert vor dem Krieg. Dafür nicht ausgebucht, und noch vor dem Start habe ich auf einen Fensterplatz gewechselt.

Tschüss Amerika - ich komme wieder, es gibt noch viel zu sehen
Tschüss Amerika - ich komme wieder, es gibt noch viel zu sehen

Tag 25 – Ankunft in Zürich und ab ins Büro

Schlafen war nicht im Fliegteil, obwohl ich Platz genug hatte, und so kam es, dass ich nach ein zwei Bier die Aussicht während des Nachtfluges genossen habe. Der Flug kam pünktlich in Zürich an. Schnell noch das Gepäck abholen und auf den Zug sprinten. Verabschiedung von Meli nicht zu vergessen. Schwupps sass ich im Zug, und gute zwei Stunden später sass ich auch schon wieder im Büro. Was für ein Urlaub.

Fazit:

WOOOW - was für ein Urlaub. Jetzt brauch ich Urlaub. Rund 6.254 km oder eben 3.824 Meilen in drei Wochen, ist schon ein Wort. Aber diese Eindrücke, diese Weiten, diese Abwechslung – man kann es nicht wirklich beschreiben, das muss man erleben. Auch Meli war, oder ist es immer noch, von der Reise begeistert. Wir haben Dinge gesehen und erlebt, von denen man sonst nur liest, so viele Eindrücke in so kurzer Zeit, das ist teilweise schon eine Art Reizüberflutung die da über uns hereingebrochen ist. Wir werden sicher noch ein paar Tage benötigen, um das alles zu verarbeiten. Preislich hat es am Ende doch etwas mehr gekostet als gedacht, das lag aber zum einen daran, dass der Winter doch etwas strenger war als die letzten Jahre, und wir somit das volle Potential des Campers erst die letzten Tage des Roadtrips nutzen konnten, da wir aufpassen mussten, dass uns das Wassersystem nicht einfriert, und zum anderen natürlich an der Route die wir gewählt haben. Eine andere Route Richtung Südosten, hätte uns bestimmt den ein oder anderen Franken gespart, weil wir öfter frei hätten stehen können, aber am Ende wollen wir nicht darauf schauen, sondern darauf, was wir erlebt haben, und das war es allemal wert.

 

 

Viele Liebe Grüsse und bis zum nächsten Mal

 

 

Euer Ecki und Begleitung

 

Zur Bildergalerie geht es über den Link - ich beeile mich, versprochen